Historischer Hintergrund:

Da die Hunnen selbst keine Schrift hatten, gibt es über sie bzw. über Attila und auch über seinen Tod im Jahre 453 n. Chr. sowie  über seine Beisetzung nur schriftliche Quellen in lateinischer bzw. griechischer Sprache, deren Verfasser dem Weströmischen bzw. Oströmischen Reich zuzuordnen sind.

Die Verfasser dieser Quellen, vor allem die oströmischen Geschichtsschreiber Priscos, der Attila sieben Jahre vor dessen Tod persönlich begegnet war, und Jordans, berichten vor allem darüber, wie Attila 453 eine überaus schöne junge Germanin namens Dildo heiratete und nach den Hochzeitsfeierlichkeiten bzw.nach der Hochzeitsnacht blutüberströmt neben der weinenden Braut gefunden wurde, da er einen tödlichen Blutsturz erlitten hatte.

Es wird auch darüber berichtet, daß Attila nach einer Leichenfeier in einem dreifachen Sarg aus Gold, Silber und Eisen bestattet wurde und die Totengräber sofort nach der Bestattung ermordet wurden.

Der Text auf der folgenden Seite, von mir in lyrischer Prosa verfaßt, bezieht sich inhaltlich auf die oben erwähnten Berichte.




Attilas Tod

Als nach dem letzten Trunk ihm die Schale entglitt und zu Boden fiel,  hoben sie ihn von der Kline und trugen ihn keuchend, vier Mann, die hölzernen Stufen hinauf zum Alkoven, und legten ihn hinter dem halb geschlossenen Vorhang aufs Lager neben das Mädchen, dessen Blöße bedeckt war von ihrem Haar.

Nachdem die Männer den Vorhang geschlossen hatten und sich entfernten, griff Attila, noch rülpsend, in geiler Gier, nach dem Mädchen. Und unter der Flut ihres Haars fand seine Hand die hohen, die jungen Brüste.

Und sie überließ sich ihm, lag nur da und wagte es schließlich nicht, die breite, die fleischige Hand, die wie ein toter Fisch auf ihrem Nabel zu liegen kam, von sich zu schieben.

Und wagte auch nicht zu schreien, als neben ihr verstummte der rauhe Atem und Stille ward, als ob gefroren wäre die Luft im Raum.

In den Kissen erstickte das Mädchen den spitzen Schrei, als es dem Mann neben ihr aus dem offenstehenden Mund , aus der Nase und aus den Ohren quoll.

Als es dann langsam färbte Kissen und Laken, sein Blut, und sie es roch, floh sie vom Lager und kauerte sich, lautlos weinend, in einer Ecke nieder.

Und die massige Hand, herabgeglitten vom Leib des Mädchens, als es geschlüpft war vom Lager, ragte nun leblos über den Rand der Bettstatt, nicht weit vom Boden entfernt.

Die Hand, die einst den Bogen gespannt, mit wuchtigen Hieben das Schwert geführt in so mancher Schlacht, durch zahlloser Pferde Mähnen gefahren, gewühlt sich in zahlloser Mädchen und  Frauen Haar.

Als dann am Morgen die Sonne schon hoch am Himmel stand, öffnete schließlich ein Diener den Vorhang ein wenig. Und was er sah, warf ihn zurück und jagte ihn über die hölzerne Treppe hinab.

Und im Laufschritt kamen sie nun durch den Aul, der Diener voran und hinter ihm, mit stierem Blick, des Toten vornehmste Krieger, die lange dann im Alkoven starr und stumm auf die Leiche herniedersahn, bis unter Klagelauten mit ihren Dolchen sie ihre Gesichter durch tiefe Wunden entstellten und Blut über ihre Stirnen und Wangen lief, so daß, wie es wörtlich berichtet wird,  „betrauert ward durch Vergießen von Männerblut und nicht durch Weiberklagen und Weibertränen der herrliche Kämpe“.

Und Tage drauf, nach der Totenklage, der Totenfeier, als der Herrscher bestattet war an geheimem Ort, bestattet in goldenem Sarg, der ummantelt war von zwei weiteren Särgen, aus Silber der eine, aus Eisen der letzte, da zückten die vornehmsten Krieger des Toten noch einmal die Dolche,  und sie erstachen von hinten die Totengräber, auf daß niemand erfahren solle, wo Attila ruht in ewigem Schlaf und wo zu finden wären die Särge aus Silber und Gold.